HSV: Offener Brief zur aktuellen Situation !

13.02.17
Offener Brief unseres Mitglieds Daniela Hoffeld.

Lieber HSV -oder alle, die es interessiert 😉 !
„Bevor man auf einen Zug aufspringt, weil das alle so machen, sollte man sich vergewissern, in welche Richtung er fährt.“
Über diesen Spruch bin ich heute Morgen gestolpert und er hat mich veranlasst, mich zur aktuellen Situation des HSV zu äußern. Ich habe die Geschehnisse, Briefe und Post`s der letzten Wochen mit etwas Abstand verfolgt und beobachtet. Das alles wühlt mich sehr auf und ich weiß gar nicht, was hier gerade passiert. Offensichtlich steuert der HSV geradewegs auf einen Abgrund zu. Und das lässt mein Herz bluten. Wie konnte es so weit kommen? Um diese Frage beantworten zu können -oder zumindest den Versuch zu starten- muss ich etwas ausholen.
Ich bin in diesem Verein groß geworden. Jahrelang war ich als Spielerin, als Jugenwartin und Trainerin tätig. Handball stand bei mir fast immer an 1. Stelle. Von den Minis an habe ich mit meinem Team alle Altersklassen durchlaufen. Wenn ich nicht selbst gespielt habe, verbrachte ich die Wochenenden damit, die anderen Mannschaften zu schauen. Highlight war sicherlich immer das Spiel der 1. Herrenmannschaft, zu dem der gesamte Verein zusammenkam. Als der Aktivenbereich dann anstand, war für mich und meine Mannschaft klar, dass wir beim HSV im Damenbereich weiterspielen möchten. Der HSV war ein toller Verein, eine große Familie, bekannt für seine gute Jugendarbeit. Leider haben der demographische Wandel, die Veränderung der Gesellschaft, die Veränderungen im Schulsystem, usw. dafür gesorgt, dass es immer schwieriger wird, dieses Image aufrecht zu erhalten. Aber es ging ja nicht nur unserem Verein so. Vor vielen Jahren wurden dann also mit Brotdorf die Kräfte, zumindest im Herrenbereich, gebündelt. Im Jugendbereich bildete man zunächst Spielgemeinschaften wo es nötig war. Dann wurden die Richtlinien geändert und es war möglich, unverbindliche Spielgemeinschaften ohne Vereinswechsel zu bilden. Thomas Schmitt und ich haben diese Chance als Jugendleiter beider Vereine genutzt und die Kräfte im gesamten Jugendbereich vereint. (Ich darf an dieser Stelle erwähnen, dass es damals viele Kritiker -egal aus welchen Reihen- gab!) Aber es ist uns größtenteils gelungen, eine Gemeinschaft zu formen. Nachdem dann allerdings die Trennung im Herrenbereich erfolgt war, ist wohl nicht zu leugnen, dass es einen großen Bruch zwischen beiden Vereinen gab. Das Vertrauen war weg. Dennoch haben sich beide Vereine aber dazu entschieden, die Zusammenarbeit im Jugendbereich fortzuführen. Man kann es sich wie in einer gescheiterten Ehe vorstellen: Der Kinder wegen ist man zusammengeblieben 😉 Thomas und ich haben uns gut verstanden, oft kommuniziert. Aber trotzdem war es nicht immer einfach. Auch bei uns gab es oft Diskussionspunkte, Unstimmigkeiten.
Was mir bei der Gründung der SG nicht so deutlich bewusst war, was wir aber leider alle in den letzten Jahren feststellen mussten, ist, dass es mehr als schwierig ist, jugendliche Spieler für den Aktivenbereich zu gewinnen, unabhängig für welche Klasse. Die SG hat daran natürlich nicht alleine Schuld, aber sie trägt meiner Meinung nach dazu bei. Die Spieler einer SG müssen sich früher oder später für einen der beiden Vereine entscheiden. Das Abwerben beginnt also zwangsläufig… mal mehr und mal weniger friedlich. Möchten die Spieler als Team zusammenbleiben, bleibt ein Verein ganz auf der Strecke. Das ist und bleibt immer der größte Nachteil der SG. Zudem identifizieren sich die Jugendlichen nicht mehr so mit dem Verein, wie es früher der Fall war (daher mein Eingangsplädoyer). Im Sinne der SG ist dies sicherlich sogar so gewollt, aber solange jeder der beiden Vereine im Aktivenbereich nicht mit- sondern gegeneinander spielt, ist dies nicht förderlich.
All diese Gedanken hat sich mein Nachfolger in den letzten beiden Jahren gemacht und überlegt, wie man unseren Verein nochmal aufblühen lassen kann, nochmal an alte Zeiten anknüpfen kann. Da es als SG nicht so gelungen ist, wie erhofft, kam also der Gedanke der Trennung. Allerdings sollte die Trennung keine Entscheidung gegen den TuS, sondern eine für den HSV sein. Die Idee war, dem HSV eine neue Chance zu geben. Der Jugend etwas zu bieten, ohne sich vielleicht immer abstimmen zu müssen.
Immer wieder hört man, der Trennungsgrund sei der, dass einzelne Personen nicht miteinander können. Ich wollte hier verdeutlichen, dass all die Probleme, die vorhanden sind, nicht unbedingt personenabhängig sind. Jeder Vereinsvertreter möchte natürlich immer in erster Linie das Beste für seinen Verein! Außerdem hat unser Jugendleiter die Entscheidung der Trennung nicht alleine getroffen. Er hat sich viele Gedanken um den HSV und seine Zukunft gemacht und diese Idee im Kreise des Vorstandes und vieler Trainer vorgestellt. Ich kann verstehen, dass betroffene Eltern sich hier übergangen fühlen. Aber letztlich hat ja jeder Verein einen Vorstand und Vertreter um solche Dinge zu besprechen. Diese Personen sind schließlich ja auch diejenigen, die hinter all dem stehen müssen und im Verein ihre Arbeit leisten. Und genau hierrüber bin ich am meisten enttäuscht.
Wo sind all diejenigen, die „Ja“ zu der Idee der Trennung gesagt haben? Es war klar, dass diese Entscheidung Konsequenzen mit sich zieht. Es war klar, dass es schwer wird. Es war klar, dass wir uns erklären und verantworten müssen. Und es war klar, dass wir kämpfen müssen.
Leider haben wir nichts davon getan. Wir haben den Kindern und Eltern meiner Meinung nach nicht (deutlich) erklärt, was wir bezwecken wollten. Wir haben nicht um unsere Spieler gekämpft. Wir ziehen uns sogar teilweise aus der Verantwortung. Und das bricht mir das Herz. Es tut mir mehr als leid, wenn ich sehe, wie viele unserer Kinder uns nun den Rücken kehren. Kinder, die wir von klein auf hochgezogen haben! Ich bin überzeugt, hätten wir unsere Idee/ Konzept ehrlich und offen erklärt, hätten wir sicherlich immer noch Kinder verloren, aber nicht mehr 90%!
Womit ich zu meiner nächsten Frage komme: Ist es schon zu spät?
Ich würde so gerne viele wachrütteln, bitten, endlich für ihren Verein einzustehen und zu kämpfen.
Oder habe ich mich wirklich so in allem getäuscht und jeder geht einfach am liebsten den Weg des geringsten Widerstandes? Wenn das so ist, bekenne ich mich als naiv, gebe mich geschlagen und steige in den gleichen Zug wie alle.
Alle HSV`ler, die offensichtlich unzufrieden mit der Vereinspolitik sind, haben doch die Möglichkeit sich zu äußern und etwas zu verändern. Es macht mich so traurig, dass lieber jeder in den Zug steigt, statt die Richtung zu ändern!
Die Idee, den HSV durch die Trennung zu retten, ist gescheitert. Das hat jeder verstanden, denke ich. Die Lösung, die SG einfach weiterzuführen wie bisher, erweist sich aber wohl nach all dem was passiert ist, auch mehr als schwierig. Für mich macht daher auch nur eine Gesamtfusion Sinn. Wenn beide Vereine endlich auch im Aktivenbereich am gleichen Strang ziehen, gibt es nur noch ein gemeinsames Ziel und die Vertrauensfrage hat sich erübrigt. Ich verstehe die Gründe des TuS die dagegen sprechen, aber unmöglich erscheint es mir nicht! Vielleicht sollten beide Vereine nochmal zurück auf Null schalten und gemeinsam neu durchstarten!
Da ich mit einem Spruch begonnen habe, möchte ich meinen Brief auch mit einem beenden,
„Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“

Lasst uns die Ärmel hochkrempeln!
Mit sportlichen Grüßen
Daniela Hoffeld