H1: Wölfe reißen ein verloren geglaubtes Spiel noch herum !

16.11.14
Wölfe vs. HSG Rhein-Nahe-Bingen 33:31 (17:19)

Wölfe reißen ein verloren geglaubtes Spiel noch herum!

Es war der erwartet schwere Gegner, der sich am Samstag Abend in der Thielspark-Halle den Wölfen gegenüber stand. Nach einem schlechten Start in die Saison hatte sich die HSG Rhein-Nahe-Bingen mit 4 Siegen in Folge wieder an das Mittelfeld der RPS-Oberliga herangekämpft. Mit breiter Brust fuhr man also mit dem erklärten Ziel ins Saarland, weitere 2 Punkte dem Punktekonto hinzuzufügen.

simDie Warnungen, die Trainer Marcus Simowski und Hannes Moritz im Rahmen der Trainingswoche angesprochen hatten, waren wohl nicht so richtig im Kopf der jungen Wölfe angekommen und so entwickelte sich ein spannendes und packendes Handballspiel, in dem sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe gegenüberstanden.

Das Spiel begann mit einem offenen Schlagabtausch und die Tore fielen im Minutentakt. Weder die Abwehrreihen noch die Torhüter vermochten sich dem Torreigen entgegen zu stemmen. War es bei den Wölfen vor allem Norbert Petö, der zu Beginn des Spieles starke Akzente setzen konnte, so stellte auf der Gegenseite – wie erwartet – Timo Heuft die Wölfe-Abwehr vor scheinbar unlösbare Aufgaben. Tor um Tor erzielte der sprung- und wurfgewaltige Angreifer der HSG Rhein-Nahe-Bingen in der Anfangsphase und so verlief das Spiel in der Anfangsphase ausgeglichen (1:1, 3:3, 7:7, 11:11).

Danach gerieten die Wölfe aber in Rückstand 12:14, 14:17 weil es ihnen nicht gelang, die Kreise von Timo Heuft und jetzt auch von Dejan Dobardzijev einzuengen. Auch merkten die Zuschauer, dass es den Wölfen insbesondere in der Abwehr nicht gelang, einen Zugriff aufs das Spiel zu bekommen. Es fehlte den Wölfen vor allem während der ersten Halbzeit in der Abwehr das Feuer und die Leidenschaft, um den Kampf gegen die körperlich starken Bingener anzunehmen. Viel zu leicht fielen die Tore für Bingen und alle taktischen Maßnahmen des Trainers (Wechsel, Abwehrumstellungen, Manndeckung) verpufften wirkungslos.

Und so stand es zur Halbzeit verdient 17:19 für Bingen.
Tomas Kraucevicius stand zu diesem Zeitpunkt des Spiels bereits nicht mehr auf dem Platz. Nach einem unglücklichen Foul an Timo Heuft erhielt er in der 20. Spielminute die rote Karte. Der sichtlich angeschlagene Timo Heuft konnte jedoch ab der 40. Spielminute wieder am Spielgeschehen teilnehmen.

Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete. Bingen erzielte Tor um Tor bis zum 18:24 in der 37. Spielminute und es konnte einem um die Wölfe Angst und Bange werden.

Was dann jedoch passierte, hätte keiner der ca. 350 Zuschauer erwartet. Und es waren die alten erfahrenen Wölfe, die das Heft in dieser kritischen Situation herumrissen. Angeführt von Peter Laux und Mathias Bochem, die jetzt die Abwehr im Innenblock stabilisierten und pushten, zeigte auch Thomas Kochann sowohl in der Abwehr als auch im Angriff eine vorzügliche Leistung. Dem wollten dann auch die anderen Wölfe nicht nachstehen und so steigerte sich die Mannschaft in gleichem Maße, wie anscheinend bei Bingen die Kräfte nachließen. Einmal mehr zeigte sich, dass die Breite des Kaders, die damit verbundenen Wechselmöglichkeiten und Alternativen wichtig sind, um das Tempo über die gesamte Spielzeit von 60 Minuten hoch zu halten. Sebastian Klein, Tom Paetow und Laszlo Kiencses gelangen so ebenfalls wichtige Tore.

Und die Zuschauer? Sie rieben sich verwundert die Augen, als es nach einem 6:0-Lauf für die Wölfe auf einmal Unentschieden 24:24 (46. Min.) stand. Damit hatte schon fast keiner der Zuschauer in der Halle mehr gerechnet. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich ein spannendes und abwechslungsreiches Handballspiel, das die Zuschauer von den Sitzen riss. Die Wölfe hatten die Halle jetzt zum Leben erweckt und wie der 8. Mann stand die Halle hinter ihrer Mannschaft. Die dankte es den Zuschauern und fightete bis zum Schlusspfiff.

Aber Bingen gab sich nicht geschlagen 24:25, 25:26 lauteten die nächsten Zwischenstände. Nach dem 27:27 gingen die Wölfe erstmals beim 28:27 in der 50. Spielminute wieder in Führung. Diese Führung wurde bis zum Schlusspfiff nicht mehr abgegeben. Die Abwehr kämpfte bis zum Umfallen und mit ihr steigerte sich Torwart Andrej Kessler und wurde zum wichtigen Rückhalt für die Wölfe in der entscheidenden Spielphase, in der auch der bis dahin an diesem Tag glücklos agierende Lucian Scheid wichtige Tore für seine Wölfe erzielte. Das Spiel blieb aber bis zum Ende eng 29:28, 30:29, 31:30.

Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen und erst als man das Ergebnis kurz vor Schluss auf 33:30 stellen konnte, war das Spiel entschieden. Mit Standing Ovations bedankten sich die Zuschauer bei ihren Wölfen für diesen tollen Kampf und das Aufbäumen in einem fast schon verlorenen Spiel.

Für Merzig spielten: Klein, Kessler: Scheid 3, Kincses 5, Laux 2, Petö 5, Kochann 6/2, Kraucevicius, Klein 7/1, Merziger 2, Pfiffer L. 2, Pfiffer D. 1, Paetow 2, Bochem

Für Rhein-Nahe-Bingen: Heuft 10, Diehl 1, Daisdorf 2, Dobardzijey 8, Linck 1, Schiehl 4, Baismann 1, Klug 4

Schiedsrichter: Hetzel, Scalici mit einer guten Leistung

17.11.14, Saarbrücker Zeitung
Simowskis Trumpfkarte sticht
Oberliga: Merzig-Hilbringen besiegt Bingen – Bochem macht die Abwehr dicht

Von Roland Schmid
Hart verdiente Punkte: Dank einer kämpferischen Aufholjagd drehte Oberligist HSV Merzig-Hilbringen am Samstag die drohende Heimniederlage gegen Bingen in einen 33:31-Sieg. Ein Handball-Krimi, der Fingernägel und Nerven kostete.

Samstag, 21 Uhr: Handball-Krimi-Zeit in Merzig, die Thielspark-Halle kocht. 90 Sekunden vor dem Abpfiff haben sich die etwa 300 Zuschauer von den Sitzen erhoben und feiern den Oberligisten HSV Merzig-Hilbringen. HSV-Kapitän Peter Laux, der von den Schiedsrichtern nach der dritten Zeitstrafe gerade auf die Tribüne verbannt wurde, feiert mit und schreit seine Freude heraus, als Teamkollege Lucian Scheid mit einem coolen Dreher die 32:30-Führung erzielt.

Noch gibt sich die HSG Rhein-Nahe Bingen aber nicht geschlagen. Die Gäste greifen an, scheitern jedoch zwei Mal an Andrej Kessler. Wie eine Trophäe reckt der HSV-Torwart den Ball nach seinen Paraden in die Luft, bevor David Pfiffer im folgenden Angriff auf 33:30 erhöht und alles klar macht. Das letzte Tor der Gäste zum 33:31-Endstand geht im Freudentaumel unter. Geschafft! Nach einer Handball-Achterbahnfahrt schnaubt Marcus Simowski erst einmal tief durch, dann sprudelt es aus ihm heraus. „Das war ein hartes Stück Arbeit gegen einen starken Gegner. Aber wir sind auf unserem Weg ein Stückchen weiter“, sagt der HSV-Trainer, der in der 37. Minute dem Verzweifeln nahe war.

Zu diesem Zeitpunkt lag seine zu Hause unbesiegte Mannschaft mit 18:24 zurück und hatte wenig begeistern können. „Meine Spieler haben nicht ins Spiel gefunden. Die Körpersprache war gleich null“, kommentiert Simowski die schwache erste Halbzeit. Im HSV-Angriff zeigten zunächst nur Sebastian Klein und Norbert Petö Torhunger. Die Abwehr attackierte Bingen zu spät und ließ Timo Heuft gewähren. „Meine Spieler wussten, dass der Junge einen Hammer hat, aber sie haben ihn werfen lassen“, ärgert sich Simowski. Zur Pause lag Merzig mit 17:19 zurück, in der 37. Minute sogar mit sechs Toren. Dann stach Simowskis Trumpfkarte: Mathias Bochem, der in der ersten Halbzeit nur zugeschaut hatte, kam aufs Feld und ordnete die Abwehr neu. „Er hat Pässe unterbunden, Laufwege gestört und dem Gäste-Angriff viel Druck genommen“, schwärmt Simowski.

Der HSV startete die Aufholjagd. In der 45. Minute erzielte Rechtsaußen Laszlo Kincses den Ausgleich (24:24). Aber erst als Spielmacher Thomas Kochann in dem jetzt hochklassigen Duell zum 31:29 (56. Minute) traf, geriet Merzig auf Sieg-Kurs. In der Tabelle kletterte der HSV auf Rang vier. Der Rückstand auf Spitzenreiter VTV Mundenheim beträgt einen Punkt.

Die Tore für den HSV Merzig-Hilbringen erzielten Sebastian Klein (7/1), Thomas Kochann (6/2), Norbert Petö (5), Laszlo Kincses (5), Peter Laux, Marius Merziger, Lars Pfiffer, Tom Paetow (je 2), David Pfiffer, Lucian Scheid (je 1).