HSG Dudweiler-Fischbach – HSV Merzig/Hilbringen 26:22 (14:12) !

11.11.2019
In der Ruhe liegt die Kraft – Wölfe lassen Punkte in Dudweiler liegen

„Ich glaube, daß die Ungeduld womit man seinem Ziel zueilt, die Klippe ist, woran gerade oft die besten Menschen scheitern“ schrieb der große Dichter Friedrich Hölderlin an seinen Freund Johann Gottfried Ebel. Jeder Handballliebhaber kennt die Problematik. Auch die besten Spieler neigen mitunter dazu, in Hektik zu verfallen, weil dringend ein Tor benötigt wird. Gerade dann aber macht man sich angreifbar für Gegenstöße und Fehlwürfe. In einer lange ausgeglichenen Partie verfielen die Wölfe zuletzt in Hektik und stellten sich selbst ein Bein. Die HSG nutzte die Möglichkeit vor heimischen Publikum zu punkten und bescherte dem Rudel damit die zweite Saisonniederlage.

Coach Recktenwald musste auf den abwesenden Erschens, sowie seinen Co-Trainer Waerder verzichten, Becker konnte verletzungsbedingt unter der Woche nicht trainieren, war aber wieder spielfähig, ansonsten war der Kader komplett. Recktenwald schwor die Mannschaft vor dem Spiel ein, alles zu geben, denn wenn man oben sei, könne man nur verlieren, die HSG hingegen würde gewillt sein, sich zuhause zu beweisen. Und er sollte recht behalten: die aufgeladene Atmosphäre in Dudweiler führte letztlich sogar zu einer Spielunterbrechung, als einige Personen aus dem Zuschauerbereich versuchten, das Spiel verbal zu ihren Gunsten zu beeinflussen – der größte Teil der anwesenden Fans hielt sich allerdings an den Fairplay-Gedanken und beschränkte sich auf die üblichen Motivations- und Unmutsbekundungen.

Die Wölfe, die mit einer 5:1 Deckung versuchten, den Spielaufbau der HSG zu stören, starteten denkbar gut in die Partie. Schattschneider konnte den ersten Angriff der HSG in einen Tempo-Gegenstoß ummünzen, den LA Scherer als Kempa verwandelte: Traumstart. Danach allerdings haperte es etwas. Zwar waren die Wölfe hier noch erfolgreich und konnten sich Chancen erarbeiten, den Spielfluss der HSG zu unterbrechen, erwies aber als schwieriger als erwartet. Trotz einer Zeitstrafe gegen Abwehrchef Rudolph hielt man dem Gastgeber aber stand und konnte anfangs auch die Führung behaupten.

Nachdem Dudweiler einen Siebenmeter verwarf, konnte man sich auf zwei absetzen, versäumte es allerdings in Überzahl den entscheidenden Schritt zu machen und Distanz zu schaffen. Stattdessen kämpfte die HSG sich wieder heran. Das Rudel zeigte sich zunehmend nervös und begann, aus ungünstigen Positionen zu schießen und schnelle Abschlüsse zu suchen. Die Erfolgsquote glich dabei derjenigen eines Mitdreißigers, der in der Disco einen schnellen Abschluss sucht: Mitunter konnte man mal ein Ding versenken, viel zu oft blieb aber nur die Enttäuschung, den Ball zu schnell aus der Hand gegeben haben. Dies führte in Konsequenz zu einem Turnover im Spiel. Die HSG erzielte mehrfach den Ausgleich, übernahm dann in der 23. Minute auch die Führung. Als der Gastgeber diese auf zwei Treffer aufbaute, reagierte Recktenwald, nahm die Auszeit und stellte auf eine defensivere 6:0 um. Leider fing sich P. Henkel kurz nach der Auszeit 2 Zeitstrafen in kurzem Abstand ein. Aber auch in Unterzahl kämpfte das Rudel und hielt nach der, für den eher als ruhig bekannten Recktenwald, sehr emotionalen Ansprache dagegen. Die HSG nahm kurz vor Halbzeitpfiff beim Stand von 13:12 die Auszeit, um den letzten Angriff bestmöglich umzusetzen; es passierte was nicht hätte passieren dürfen: Mit dem Halbzeitsignal kassierten die Wölfe das psychologisch ungünstige Tor zum 14:12.

In Halbzeit zwei trat dann genau das, wovor Recktenwald das Rudel gewarnt hatte, ein: „Wir können nicht immer schleifen lassen und dann das Spiel in den letzten zwanzig Minuten drehen. Das wird nicht jedes Mal klappen“. Tatsächlich schien es anfangs auch nicht so auszusehen, als würde der Mannschaft überhaupt noch ein Sieg gelingen können. Angefeuert von der Heimatmosphäre setzte sich die HSG innerhalb von acht Minuten auf fünf Tore ab. Auszeit Wölfe: Recktenwald und Kapitän Rudolph schwören die Mannschaft nochmal ein. Das kann so nicht sein. Nochmal alles geben! Zurückkämpfen!

Und wenn man dem Rudel an diesem Abend etwas zugutehalten muss, dann dass gefightet wurde. Dabei sah in der 47. Minute alles nach einem klaren Sieg der HSG aus. Trotz der Ansage von Recktenwald hielt die HSG ihre Führung, kam mitunter zu leichten Toren, während die Abschlüsse der Wölfe weiter dürftig waren: Spielstand: 22:16. Dann der scheinbare Wendepunkt. Nachdem Klein einen Siebenmeter entschärfte, raffte die Mannschaft sich nochmal auf. Siebenmeter für die Wölfe: Eberhard verwandelt. 22:17. Kreisanspiel an Rudolph 22:18. Zeitstrafe für Dudweiler. Tor für Tor marschierten die Wölfe heran, die Abwehrleistung war wieder auf gewohnt hohem Niveau. Als es in der 56. Minute 23:22 steht, ist die Stimmung in der Halle auf dem Siedepunkt. Ein Sieg der Wölfe ist wieder in greifbare Nähe gerückt. Noch zwei Tore, noch vier Minuten. Doch wie in einem klassischen Drama brachte der Wendepunkt keine Erlösung sondern mündete in eine Katastrophe: Eine Zeitstrafe gegen Zvekic bringt die Wölfe in Unterzahl. Diese wird von der HSG geschickt genutzt. Der erste Angriff mündet in einen Siebenmeter, den Forchner sicher verwandelt, die Wölfe, die vorne nun vollkommen hektisch agieren, fangen sich noch zwei weitere Tore ein, zuletzt einen Gegenstoß. 26:22 Endstand. Während die HSG den Heimsieg feierte, zog sich das Rudel zu einer kurzen Fehleranalyse zurück. Am Dienstag geht es weiter mit dem Training. Vielleicht besinnt sich der ein oder andere Spieler dann wieder auf die Tugend der Geduld, denn gute Handballer sind die Jungs allemal, sie dürfen sich aber nicht selbst im Weg stehen.

Es spielten:
Sven Klein, Phillip Kewenig 2, Sascha Becker, Marcel Rudolph 4, Timo Scherer 4, Jan Schattschneider, Tobias Schwindling 1, Dino Zvekic 1, Niklas Eberhard 8 5/4, Michael Arnold 2.

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