18.12.2019
„Laß den Falken nicht steigen, bevor du den Hasen siehst“, so ein altes chinesisches Sprichwort, das sich auf die in Europa (und auch in China) seit Jahrhunderten verbreitete Falkenjagd bezieht. Die Jagdvögel, deren Aufzucht und Ausbildung teuer ist, neigen schnell dazu, einen eigenen Willen zu entwickeln. Wer den Vogel bei der Jagd zu früh loslässt, läuft Gefahr, statt einen fetten Hasen zu genießen, ohne Falken und ohne Beute nach Hause zu gehen. Beinah wäre dies den Wölfen am Samstagabend in der heimischen Thielsparkhalle passiert. Nachdem man die Falken lange an der kurzen Leine halten konnte, ließ man sich in der zweiten Halbzeit von deren scheinbarer Ungefährlichkeit einlullen und vernachlässigte die Abwehrarbeit bis die Falken ihren tierischen Vorbildern nacheiferten und scheinbar aus dem Nichts auf das Rudel heranstürzten, das die Partie dann letztlich – unnötig knapp – mit 30:28 für sich entscheiden konnte und sich statt mit einem Hasen dann mit Pizza in der Wunderbar belohnte.
Schon vor dem Spiel war der Wurm drin: Statt mit Gespannspartner musste der Unparteiische alleine antreten und konnte die Partie aufgrund technischer Schwierigkeiten mit dem Laptop nicht pünktlich anpfeifen. Nach einer kurzen Rücksprache mit Zeitnehmer und Sekretär wurde dann, die älteren Semester kennen es noch zur Genüge, auf den klassischen Spielberichtsbogen aus Papier zurückgegriffen. SR-Wart Heiko Waerder, der jahrelang beim Sparkasssencup auf eben diesen Papierbogen schwor und dieses Jahr erstmals auf Computer zurückgreifen will, wird der Angstschweiß auf der Stirn gestanden haben.
Coach Recktenwald hingegen konnte sich zumindest zu Beginn der Partie gelassen zeigen. Er griff auf die Startformation aus Zweibrücken zurück, spricht „Uwe“ auf LA, Eberhard auf RL, Arnold auf RM, Becker auf RR, Schwindling auf RA und Rudolph am Kreis sowie Klein zwischen den Pfosten. Das Spiel begann verhalten. Nachdem Torhüter Klein den ersten Angriff der Falken parierte, waren die Wölfe am Zug. Fehlpass, Spielzug beendet, auf der anderen Seite dann das gleiche; der Ball landet im Aus. Eine erneute Unkonzentriertheit der Wölfe führte zur Führung für Überherrn, die Arnold sofort konterte, die Chance über einen Siebenmeter in Führung zu gehen, verpassen die Wölfe aber dann. Trotzdem gelingt es, über ein schnelles Spiel, stetig Chancen zu erarbeiten und den Angriff der Falken unter Druck zu setzen, sodass es nach 8 Minuten 5:3 stand. Die Wölfe bauten diese Führung, auch dank eines starken Sven Klein im Tor, stetig aus und führten nach 23. Minuten bereits mit 12:6 als es zu einer für die Falken unglücklichen Situation kam. Sascha Becker wird beim Tempogegenstoß von seinem Gegenspieler eingeholt und nach Außen weggedrückt. Becker, der mit aller Kraft Richtung Tor strebt, stürzt und fällt Michael Hawner auf den Fuß, der wegknickt und auf dem Platz behandelt werden muss. Hawner kann nicht mehr spielen, da Fischer bereits kurz zuvor wegen der Wade abbrechen musste, haben die Gäste aus Überherrn keinen Feldspieler mehr auf der Bank, nachdem die Wölfe dann in der 25. Minute auf 13:6 erhöhten, schien die Partie gelaufen. Das dachte sich wohl zumindest der ein oder andere Spieler, tatsächlich trat das Gegenteil ein.
Die Falken machten aus ihrer Not eine Tugend und ihrem Namen keine Ehre mehr. Statt blitzschnell wurde nun, den fehlenden Wechselmöglichkeiten geschuldet, ein langsamer Ball gespielt. Ironischerweise machte aber gerade die fehlende Geschwindigkeit – eine Situation die zuvor noch im Training der Wölfe gegen den zwooten Hieb erprobt worden war – dem Rudel zu schaffen. Überherrns Spielertrainer Christian Jung ließ den Ball lange hin und her laufen und setzte seine Mitspieler auf dem Rückraum zunehmend in Szene. Nach dem Anschlusstreffer zum 13:7 durch Lukas Schwindling gelang es den Falken Stück für Stück, zur Pause auf 14:10 zu verkürzen.
Eine immer noch komfortable Führung, vor allem, wenn man bedachte, dass Coach Recktenwald ja noch Optionen auf der Bank hatte, bereits nach der Auszeit in der 26. Minute hatte er Scherer und Henkel auf die Platte gebracht. In dieser Formation ging es dann auch weiter. Henkel übernahm den RR, Arnold rückte auf RL, Kewenig auf RM und Scherer dann auf LA, Schwindling und Rudolph blieben auf ihren Positionen, später übernahm dann Becker wieder auf RR und Henkel wechselte auf RA. Bereits die ersten beiden Spielzüge zeigten dann, was die Fans in den nächsten 30 Minuten von den Mannschaften jeweils erwarten würde. Die Wölfe spielen einen schönen schnellen Spielzug: Schwindling läuft am Kreis ein, Anspiel, Abschluss, Tor. Die Falken lassen im Anschluss den Ball lange fliegen. Drei Freiwürfe gibt es, bevor der Arm des SR hochgeht und der Ball endlich auf den Kasten geworfen wird. Klein wehrt in ins Aus ab und das Spiel beginnt von vorne. Nach zwei weiteren Freiwürfen für die Falken, Recktenwald und Waerder insistieren bereits auf Zeitspiel, schlägt dann der Schlagwurf von Lukas Schwindling ein und die ganze Abwehrarbeit war wieder umsonst.
Immer wieder versucht das Rudel Geschwindigkeit ins Spiel zu bringen und kann am Anfang auch die Führung locker halten. Dann aber rächt sich das schnelle Spiel. Ungenaue und erzwungene Abschlüsse scheitern und werden vom Gegner bestraft. Nach 40 Minuten sind die Falken auf zwei ran (18:16). Beim Spielstand von 21:18 nach 44 Minuten, die Wölfe erobern den Ballbesitz nach einem technischen Fehler der Falken, nimmt Recktenwald dann die Auszeit, um die Weichen für den Rest des Spiels zu stellen. Doch statt die Partie wieder unter Kontrolle zu bekommen, steht diese plötzlich auf der Kippe. Als Lukas Schwindling den Treffer zum 22:21 für Überherrn erzielt, erhöht Becker zwar sofort wieder auf 23:21, aber spätestens jetzt haben die Gäste Blut geleckt und geben nochmal alles was sie haben.
Beim Stand von 24:22 dann beinah die Eskalation. Kreisanspiel Überherrn, der Ball ist im Netz, Der Unparteiische scheint auch Tor zu pfeifen, zwei Pfiffe sind zu hören, das Handzeichen aber: Kreis ab. Das sehen die Wölfe, die mit Geschwindigkeit zum Anwurf sprinten, z.T. aber nicht mehr, der Ball von Keeper Jan Schattschneider landet auf dem Fuß von Kapitän Rudolph, der auf dem Weg nach vorne ist. Der Ball gilt als ausgeführt, die Falken sind damit wieder im Ballbesitz. Ein Spiel voller Pleiten, Pech und Pannen. Es folgte dann auch der Anschlusstreffer zum 24:23.
Beim Stand von 25:23 in der 50. Minuten nimmt Sauder dann nochmal die Auszeit, um seinen Jungs Atem zu verschaffen. Die Wölfe können jetzt aber wieder auf drei erhöhen und etwas mehr Ruhe in die Partie bringen, fünf Minuten vor Schluss führen sie sogar wieder mit 4. Feierabend? Nein. Kaum, dass man sich abgesetzt hat, häufen sich wieder die Unkonzentriertheiten. Überherrn hingegen, auch mit etwas Glück, kommt schnell wieder auf 28:27 heran. Am Ende reicht es aber nicht ganz. 40 Sekunden vor Schluss, beim Stand von 29:28 zeigt sich das Rudel professionell und erzielt den entscheidenden Treffer zum 30:28.
Insgesamt eine durchwachsene Partie, der man anmerkte, dass die Wölfe bereits zwei Spiele in dieser Woche hatten und sich das Jahresende nähert. Es hat gereicht. Leider dürfen die Jungs nur kurz verschnaufen, am 04.01. ist bereits die nächste Begegnung angesetzt.
Die Wölfe bedanken sich bei ihren Fans und Sponsoren für die tolle Unterstützung in der Hinrunde und wünschen euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Danke an Digitale Fotografie Heiko Britz für die tollen Bilder und gute Besserung an unsere verletzten Gegner von der Die Falken HSG Fraulautern-Überherrn!