11.12.2019
Das Leiden der zweiten Mannschaften – dankbare Punkte für das Rudel
„Die beste Medizin: Ein Sieg!“ schreibt der große und umstrittene Philosoph Friedrich Nietzsche in seiner Abhandlung Morgenröte und nach einer von krankheitsbedingten Ausfällen geprägten, durchwachsenen Woche kann man nur hoffen, dass der Sieg gegen die Reserve der Zebras die Wölfe stärkt für ihre englische Woche, die heute Abend gegen den SV Zweibrücken in die zweite Runde geht und ihren Höhepunkt dann am Samstagabend findet, wenn die Falken nach Merzig kommen, um die Rückrunde zu eröffnen.
Nur einmal konnte das Rudel in der vergangenen Woche trainieren, bereits am Mittwoch und letztlich auch am Donnerstag musste Coach Recktenwald dann die Reißleine ziehen, ein Großteils des Kaders war der Grippewelle zum Opfer gefallen. Um den Einen Schonung zu gewähren und den Anderen eine mögliche Ansteckung zu ersparen, sagte der Coach die beiden geplanten Trainingseinheiten ab. Am Samstag war dann auch der Großteil der Mannschaft wieder einigermaßen fit. Der Blick auf die andere Seite der Halle ließ bereits erahnen, dass die Herausforderung an diesem Abend gering bleiben würde:
Die Reserve der Zebras ist eine typische zweite Mannschaft: Aufgabe ist vor allem einen Unterbau der ersten (RPS) Mannschaft zu bilden, um jungen Spielern eine angemessene Ausbildung zu ermöglichen und Perspektiven zu schaffen für Spieler, die es nicht weiter nach oben schaffen werden. Saisonziele solcher Mannschaften sind in der Regel der Klassenerhalt in der Klasse unterhalb der ersten Mannschaft. Das System ist den Wölfen bestens bekannt, die bis vor wenigen Jahren noch auf ihre Verbandsliga-Zwoote zurückgreifen konnte. Leider hatte man damals ähnliche Probleme wie die Gäste aus Illtal und viele andere Vereine im Saarland; die Substanz bröckelt. So reisten die Gäste am Samstagabend mit einem acht Mann Kader an: 6 Feldspieler und 2 Torleute. Mitleid allerdings, um wieder auf Nietzsche zurückzugreifen, bedeutet, dass zwei Menschen leiden statt einem und hat – das ist dann allerdings nicht mehr von ihm – auf der Platte nichts verloren.
Die Wölfe starteten mit ihrer gewohnten 5:1 Deckung in die Partie. Klein im Tor, Kewenig auf RM bzw. auf der 1, Kapitän Rudolph am Kreis, auf dem Rückraum Arnold (RL) und Henkel (RR), Becker (RA) und Scherer (LA) auf den Außenpositionen. Der Spielstart gestaltet sich dann recht kurios. Nachdem die Wölfe die erste Chance vergeben, der Ball geht weit am Tor vorbei, zeigen die Gäste, dass sie keine Angst vorm bösen Wolf haben und versuchen zu Spielbeginn direkt einen Kempa, ebenfalls erfolglos. Nach einem weiteren Fehlwurf des Rudels gelingt es ihnen dann durch ein schönes Kreisanspiel in Führung zu gehen. Das war der Tritt, den die Wölfe nötig hatten. Über schnelle Mitte und Kewenig erfolgte dann sofort der Ausgleich: So viel zur Eröffnung der Partie, die auf Seiten der Wölfe von einer miserablen Chancenverwertung geprägt war. Zwar gelang es nach 6 Minuten 4:2 in Führung zu gehen, das war Coach Recktenwald aber zu wenig Leistung: Nach vier erfolglosen Angriffen, davon drei freien Würfen, nahm er die Auszeit.
Im Anschluss daran steigerten sich die Wölfe langsam aber stetig im Abschluss und suchten diesen vermehrt über die Geschwindigkeit. Trotzdem kam es immer wieder zu Fehlwürfen. Das Rudel profitierte hier von dem zumeist ideenlosen Illtaler Angriff und einem starken Sven Klein. Kaum aber, dass man sich in 15. Minute auf fünf Tore abgesetzt hatte (9:4), war die Luft auch schon wieder raus und die Zebras konnten dank Unkonzentriertheiten der Wölfe auf zwei herankommen (9:7, 20. Min). Danach schien der Knoten beim Rudel aber endlich geplatzt zu sein. Man reagierte und war konsequenter im Abschluss, sodass man sich auf fünf absetzen konnte und Illtal die Auszeit nahm (13:8, 25 Min.). Allerdings hatte der Illtaler Trainer auch keine Optionen auf der Bank. Zudem machte das Tempo seiner reservelosen Truppe zunehmend zu schaffen, Recktenwald hingegen hatte bereits munter durchgewechselt. Mit sechs Toren Führung konnten die Wölfe dann in die Halbzeitpause gehen.
Zur zweiten Halbzeit hatte Recktenwald dann nochmal kräftig umgestellt: Erschens, vorher sehr sehenswert am Kreis, jetzt auf RA, Becker jetzt auf dem Rückraum, Zvekic auf LR, Schwindling auf LA, Rudolph nach einer kurzen Pause in Halbzeit 1 wieder am Kreis und Arnold jetzt auf RM und auf der 1. Die „neue“ Truppe machte ungefähr 5 Minuten lang da weiter, wo die alte aufgehört hatte, bevor es endgültig gelang den Hebel umzulegen. Statt 5:1 spielte man jetzt zeitweise eine sehr aggressive 6:0 Deckung, bzw. ließ sich Arnold in der 5:1 mitunter auch weit nach hinten zurückfallen, insgesamt war die Abwehr deutlich agiler als zuvor. Dies zwang die Illtaler, die vorher viel über den Kreis gespielt hatten, näher heranzukommen und den Ball schneller weiterzuspielen. Unter Führung von Abwehrchef Rudolph gelang es jetzt, beim müder werdenden Gegner, zunehmend Ballverluste zu provozieren, sodass das Rudel sich, trotz einer immer noch verbesserungswürdigen Chancenauswertung stetig absetzen konnte. Dazu trug auch eine unnötige Zeitstrafe gegen Illtal bei – unnötig da Pankuweit Schwindling umriss, obwohl dieser nicht einmal in Ballbesitz war. Nach 13 Minuten führte das Rudel mit 10 Toren (24:14), das Spiel war bereits entschieden. Zudem entschärfte Schattschneider einige der wenigen Illtaler Chancen.
Die letzten fünzehn Minuten wechselte Recktenwald dann nochmal durch und brachte Scherer, Eberhard und Kewenig zurück ins Spiel. Die Mannschaft betrieb erfolgreich Ergebnisverwaltung und blieb statistisch gesehen im Soll. Exakt 17 Tore, wie in Halbzeit eins, verpasste man den Zebras, kassierte aber eins weniger. Somit entschied das Rudel die Partie 34:21 für sich. Ein Pflichtsieg in einem nicht immer schön anzusehenden Spiel. Zwar reicht die Leistung gegen eine zweite Mannschaft, die sich im unteren Tabellendrittel bewegt, gerade die Chancenauswertung macht aber Sorgen. Es bleibt zu hoffen, dass die Unkonzentriertheit im Abschluss der Krankheitswelle geschuldet war und die Wölfe sich heute Abend in Zweibrücken das Leben leichter machen.
Es spielten:
Sven Klein, Phillip Kewenig 3, Sascha Becker 4, Marcel Rudolph 5, Timo Scherer 3, Jan Schattschneider, Tobias Schwindling 2, Markus Erschens 4, Dino Zvekic, Niklas Eberhard 8 2/2, Michael Arnold 3, Philipp Henkel 2.