HSV Merzig-Hilbringen – HG Saarlouis 2 35:28 (18:12) !

19.02.2020
JAMMERN AUF HOHEM NIVEAU

Darf man sich bei einem Sieg mit 7 Toren Differenz beschweren? Nun gilt das Klagen und Lamentieren ja als des Deutschen Lust, das hierzulande fast schon mit einer gewissen, unterschwelligen Freude betrieben wird. Daher wollen wir es im Folgenden nicht übertreiben und beginnen mit dem Positiven: Die Wölfe sichern sich erneut zwei Punkte und erringen einen ungefährdeten Sieg gegen eine Truppe, die sich aber – wir kommen zu den unschönen Details – deutlich teurer verkaufte als erwartete, was die Wölfe allerdings z. T. mitverantworteten. Doch von Anfang an:

Bereits im Training hatte Coach Recktenwald sich bemüht die Konzentration hochzuhalten und einer zu großen Lässigkeit vor dem Spiel gegen die HG 2 gegenzuarbeiten. Unklar war, was da für eine Mannschaft auflaufen würde. Am Samstagabend machte sich dann tatsächlich eine recht „bunte Truppe“ im Thielspark warm. Neben den erfahrenen Herrenspielern Daniel Altmeyer und Timm Reinert war auch „Oldster“ Wolfgang Braun dabei, LA Yannik Engel, der die zweite Saarlouiser A-Jugend trainiert, hatte zudem einige seiner Spieler im Gepäck mitgebracht. Zwar fehlt diesen jungen Spielern noch etwas „Körper“, dafür gingen sie aber motiviert und ohne Angst vor den Wölfen in Spiel.

Die starteten mit Scherer (LA), Arnold (RL), Kewenig (RM), Becker (RR), Henkel (RA), Rudolph (KM) und Klein (TW) und ihrer gewohnten 5:1 Deckung in das Spiel. Bereits der erste Angriff der Saarlouiser Gäste war symptomatisch für einen großen Teil des weiteren Spielverlaufs. Die aggressive Wölfe-Abwehr unter Führung von Rudolph konnte einen Fehlpass provozieren, den Ball abfangen und einen Gegenstoß laufen, diesen aber nicht erfolgreich abschließen. Sei es das Aluminium oder, in Halbzeit 1, TW Braun, der Ball landet nicht da, wo er soll. Auf der Tribüne saß derweil Torwartlegende Johannes Moritz und schüttelt den Kopf. Anfang Dezember hatten seine Jungs vom zwooten Hieb zuhause denkbar knapp gegen SLS 3 gewonnen; im Tor damals: Wolfgang Braun. Moritz hatte seinen Spielern energisch eingeschärft, es beim großgewachsenen TW nicht hoch zu versuchen. Es dauerte, bis die Jungs das dann umsetzten. Auch das Rudel musste diese Lektion am Samstag schmerzlich erlernen.

Was ironischerweise aber gut funktionierte – Philipp Henkel fand dies schon nach knapp anderthalb Minuten heraus, doch es dauerte bis er Nachahmer fand – waren Aufsetzer, kurz tief und tiefe Bälle. 1:0 Wölfe. Im Umkehrschluss muss TW Klein die schmerzliche Erfahrung machen (auch Schattschneider hatte später noch das Vergnügen), dass Maik Wiltz einen ziemlich guten Dreher drauf hat. 1:1 (3. Min.). Im Anschluss machen sich die Wölfe dann das Leben selbst schwer.
Auch die HG versuchte eine offensive 5:1 gegen das Rudel, das gerne das jugoslawische Kreuzen auf dem Rückraum als Auslösehandlung spielt. Statt die Räume zu nutzen, versuchte man aber in den ersten Minuten der Partie mit der Brechstange durch die gegnerische Abwehrreihe zu gehen.

Hier zeigte sich dann zwar der körperliche Nachteil (und die z.T. fehlende Erfahrung) der noch jungen Saarlouiser Truppe: Beim Versuch etwa, Eberhard, der Angriff-Abwehr-Wechsel mit Arnold spielte, festzuhalten, hing Kleiber schnell hintendran, ließ zu spät los und kassiert eine Zeitstrafe. In Überzahl gingen die Wölfe nun erneut in Führung, es dauert dann aber bis zur zwölften Minute (erneut musste Kleiber die Platte verlassen) bis man sich erstmals auf drei Tore absetzen konnte. Die Führung erarbeitet das Rudel sich vor allem dank einer bewegungsfreudigen und aggressiven Abwehr, welche den Angriff der Gäste früh unter Druck setzte und so Fehler provozierte. Die Routine der Mannschaft zeigt sich dabei in zahlreichen Situationen, so etwa als Kapitän Rudolph in Unterzahl eine Lücke entdeckte und vom Rückraum einnetzte. Ganz abschütteln ließen sich die Gäste aber erstmal nicht. Daher nahm Recktenwald nach knapp 21 Minuten die Auszeit (12:8) und stellte etwas um.

Zuerst kam Schwindling auf LA. Ein gut aufgelegter Eberhard (10, 3/3) brachte die Wölfe mit fünf in Führung, nach kurzem Abwarten, die Wölfe kassieren noch einen Siebenmeter (26., 14:10), probiert Recktenwald dann eine ungewohnte, aber erfolgreiche Mischung aus: Arnold kam für Becker auf RR, kein Angriff-Abwehrwechsel mehr mit Eberhard. Die Idee schlägt ein, bis zur Halbzeit gelingen Arnold in vier Minuten drei Treffer und die Wölfe dürfen mit einer komfortablen Sechs-Tore-Führung in die Halbzeit gehen.
Zu verdanken ist dies aber auch Kapitän Rudolph, der sich von der Führung nicht einlullen lässt, das ganze Spiel hochkonzentriert bleibt und mit acht Toren, zahlreichen Assists und Turnovers das Rudel in der Bahn hält. Ein Beispiel: Als die Wölfe Sekunden vor dem Halbzeitsignal einen Freiwurf bekommen und einige Spieler auf beiden Seiten in Gedanken schon in der Kabine weilen, täuscht Rudolph die Ausführung kurz an und vollstreckt überraschend direkt zum Halbzeitstand 18:12. TW Braun, der auf Saarlouiser Seite eine starke Leistung zeigte, stand die Enttäuschung, auf diese Finte hereingefallen zu sein, ins Gesicht geschrieben.

Aber auch der „zweite“ TW der HG brauchte sich an diesem Abend nicht zu verstecken. Die Gäste spielten in Halbzeit zwei mit Marvin Theobald im Tor, der ebenfalls einiges von den Wölfen entschärfen konnte, die Wölfe setzten nun auf Schattschneider im Tor. Erneut zeigte sich Recktenwald experimentierfreudig; Erschens kam für Kewenig, und löste Rudolph am Kreis ab, der nun scheinbar RM spielte. Wölfe-Fans erinnern sich, dass Rudoph diese Position unter Trainer Göbel häufiger übernahm, unter Recktenwald macht er dies in der Regel nur in Unterzahl. Recktenwald zeigt sich hier aber wieder als Freund eines Spieles mit zwei Kreisläufern. Durch ein einfaches Kreuzen konnte Rudolph zum Kreis auflösen, während Eberhard auf der Mitte reichlich Platz hatte, um sich entweder selbst in Position zu bringen oder seine Mitspieler in Szene zu setzen. Die Kreisanspiele funktionierten gut, allerdings war auch in Halbzeit zwei die Chancenauswertung z. T. eher bescheiden.

Ernsthaft in Gefahr, den Zugriff auf das Spiel zu verlieren, war das Rudel allerdings nie, auch wenn man durch eigene Fehler den Gästen, die am Ende jede gelungene Aktion, jede Parade ihrer A-Jugendspieler feierten, einiges ermöglichte. „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“, lautet ein beliebtes Sprichwort. Jürgen Klopp, dessen Trainerleistung momentan wohl absolut unstrittig ist, sagte allerdings mal in seiner Dortmunder Zeit: „Ein Pferd muss verdammt noch mal so hoch springen, wie es kann“. Die Leistung der Wölfe an diesem Abend lag wohl irgendwo dazwischen. Der Endstand von 35:28 verweist auf eine solide Leistung einerseits, die für einen sehr deutlichen Sieg reichte. Einzelne Spieler hatten andererseits nicht gerade ihren besten Tag, was aber und mit diesem positiven Gedanken wollen wir schließen, von der Mannschaft aufgefangen werden konnte. Die Wölfe sind halt ein Rudel, gejagt wird gemeinsam und die Beute geteilt. Gestellt wird die Beute wohl diesmal von Markus Erschens, dem das dreißigste Tor vergönnt war.

Nun haben die Jungs sich eine Pause verdient und dürfen die fünfte Jahreszeit feiern. Danach kommt dann ein richtiger Kracher: Altenkessel, Tabellenvierter. Das Hinspiel gewannen die Wölfe zuhause mit 35:29, weil sie als eine der wenigen Mannschaften der Liga dem rasanten Tempohandball der Saarbrücker etwas entgegenzusetzen haben. In Altenkessel wird es aber wieder schwerer: Harzverbot. Wir drücken die Daumen! Aber vorher wird erstmal HaLuWeBa gefeiert!

Es spielten:

Sven Klein, Phillip Kewenig 1, Sascha Becker 3, Marcel Rudolph 8, Timo Scherer 2, Jan Schattschneider, Tobias Schwindling, Markus Erschens 3, Dino Zvekic, Niklas Eberhard 10 3/3, Michael Arnold 4, Philipp Henkel 4.

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