24.10.14, Saabrücker Zeitung
Die lange Suche hat ein Ende: Im rechten Rückraum des Handball-Oberligisten HSV Merzig-Hilbringen greift ab sofort ein neuer Linkshänder an. Gegen den TV Nieder-Olm wird der Litauer Tomas Kraucevicius am Samstag um 19.30 Uhr sein Heimspiel-Debüt geben.
Von Roland Schmidt
Monatelang hatte der HSV Merzig-Hilbringen die Fühler nach einem Linkshänder für den rechten Rückraum ausgestreckt. Die Suche nach adäquatem Ersatz für den zum luxemburgischen Erstligisten Berchem gewechselten Ungarn Gabor Karap blieb aber zunächst erfolglos. Linkshänder sind im Handball eben heiß begehrt und die für hohe Spielklassen geeigneten und bezahlbaren Kandidaten selten.
Platzverweis bei der Premiere
Trotzdem wurde der Oberligist fündig. Tomas Kraucevicius heißt der neue Mann, der sich an diesem Samstag um 19.30 Uhr im Heimspiel gegen den Tabellenzehnten TV Nieder-Olm den HSV-Fans in der Thielspark-Halle Merzig vorstellen will. „Ich möchte meinem neuen Team helfen, viele Spiele zu gewinnen, damit wir unsere gute Platzierung möglichst lange halten können“, freut sich der 1,85-Meter-Mann auf die neue Aufgabe beim Tabellenvierten. Fast hätte sein Heimspiel-Debüt aber verschoben werden müssen – doch der 29 Jahre alte Litauer hatte Dusel. Bei seinem ersten Kurzeinsatz für den HSV in Mundenheim erzielte der Neuzugang vom Schweizer Erstligisten GC Amicitia Zürich am Samstag zuerst zwei Tore, dann sah er „Rot“. „Es war eine unglückliche und keine harte Abwehraktion. So gab es nur einen Platzverweis und keine Sperre“, sagte Marcus Simowski nach dem 26:26-Remis und atmete auf.
Bis dato kam der HSV-Trainer im rechten Rückraum auch ohne einen Linkshänder aus. David Pfiffer versenkte dort mit seiner rechten „Klebe“ bereits 19 Bälle im Tor. Wegen des günstigeren Wurfwinkels und der unüblichen Ballführung bieten sich einem Linkshänder auf dieser Position aber gewisse Vorteile. Auf Rechtshänder abgestimmte Abwehrmaßnahmen laufen oft ins Leere. Torhüter sind vom „spiegelverkehrten“ Wurf irritiert. Simowski hofft, daraus Profit zu schlagen und sieht im rechten Rückraum wieder mehr Variationsmöglichkeiten. „Tomas ist ein erfahrener Handballer, der abwehrstark und torgefährlich ist. Auch kann er die Mitspieler gut in Szene setzen. All das hat er schon gezeigt“, schwärmt Simowski vom „spielenden“ Torjäger, der trotz mehrmonatiger Pause topfit sei.
Von Zürich nach Merzig
In Zürich trainierte Kraucevicius zuletzt unter Arno Ehret, dem einst weltbesten Linksaußen des deutschen Weltmeister-Teams von 1978. „Das war ein sehr engagierter Trainer, ähnlich wie auch Marcus Simowski“, stellte der Litauer an neuer Wirkungsstätte bereits nach wenigen Wochen fest. Anfang Oktober kam Kraucevicius in Merzig an, wo er heute hauptberuflich bei der Post arbeitet und mit seiner Frau und zwei Kindern eine Wohnung bezogen hat. Bis zu einer Achillessehnen-Verletzung im Jahr 2012 spielte er auch fünf Jahre in der litauischen Nationalmannschaft. Künftig will Kraucevicius nun mit dem angestammten Wölfe-Rudel viele Oberliga-Punkte erbeuten. Ein Sieg gegen Nieder-Olm wäre für den Neu-Wolf also ein „gefundenes Fressen“ und ein Heimdebüt nach Maß.