14.01.16, Saarbrücker Zeitung
Wenn Handball-Oberligist HSV Merzig-Hilbringen an diesem Samstag im Thielspark den HV Vallendar empfängt, kommt es auf die Abwehr an. Dazu zählen auch die Schlussmänner, die beim HSV von Torwart-Urgestein Johannes Moritz trainiert werden.
Auf ihrer Jagd nach Toren wirkten die „Wölfe“ zuletzt wenig furchteinflößend. Das Halbfinal-Turnier um die Bank-1-Saar-Trophy endete für die Oberliga-Handballer des HSV Merzig-Hilbringen mit blutigen Nasen und dem Pokal-Aus, doch der Mut schwand nicht. Im ersten Punktspiel des neuen Jahres fordern die Jungs von Trainer Marcus Simowski an diesem Samstag um 19.30 Uhr die „Löwen“ des HV Vallendar heraus. In der heimischen Thielspark-Halle will der Tabellenvorletzte gegen den Tabellenfünften unbedingt punkten, denn dies wäre im Abstiegskampf Gold wert.
Nach zuletzt schwachen Leistungen müsse sich das Team allerdings deutlich steigern, sagt auch Johannes Moritz, für den das Scheitern im Pokal eine herbe Enttäuschung war. „Als Oberligist musst du weiterkommen. Es hat aber nicht geklappt“, seufzt der HSV-Co-Trainer und blickt zurück: Eine 16:21-Niederlage gegen den Oberliga-Dritten HF Illtal, ein 21:20-Sieg gegen den Saarlandligisten HG Saarlouis II und ein 20:20-Remis gegen Saarlandliga-Primus TV Niederwürzbach reichten vor einer Woche in der Würzbachhalle nur für Rang drei. Damit war das Ticket für das Saarlandpokal-Endturnier weg (wir berichteten).
Ihr Geschenk für den Torwart-Trainer, der Ende Dezember seinen 60. Geburtstag feierte, dürfen die Wölfe im kommenden Spiel nachreichen. Gegen eine verspätete Überraschung hätte Moritz nichts einzuwenden. Doch das wird alles andere als leicht. „Wenn nicht alle 100 Prozent bringen, haben wir keine Chance“, sagt Moritz, der seine Schlussmänner nach eingehender Video-Analyse auf die Würfe der HV-Torjäger vorbereitet hat.
Gerade mal acht Jahre alt waren Sven Klein und Andrej Kessler, als ihr Torwart-Trainer mit dem TV Altenkesselnach der Saison 1995/96 erstmals in die 2. Bundesliga aufstieg. Neben Moritz war auch ein anderer dabei. „Das Entscheidungsspiel gegen Lützellinden werde ich nie vergessen. Hannes hat das Tor vernagelt. Er war der Matchwinner und hielt grandios“, schwärmt Marcus Simowski, der beim TVA damals am Kreis spielte und heute Cheftrainer des HSV ist. Nach der Saison 1999/2000 sagte Moritz dem Leistungssport Adieu. Seit vier Jahren arbeitet er nun mit dem ehemaligen Teamkollegen in Merzig als Trainer-Gespann.
„Du darfst keine Angst haben“
Moritz, der beim TuS Wadgassen als Zwölfjähriger die ersten Bälle parierte, zählte zu den besten saarländischen Torhütern überhaupt. Klein und Kessler profitieren von seiner enormen Erfahrung. Moritz ist der ruhende Pol, kennt die gegnerischen Schützen und ihre Vorlieben. Und auch ihre Marotten und Unarten. Etwa die, die den Torhüter absichtlich „abschießen“. Die so genannten „Kopfjäger“ kommen in der vierten Liga Gott sei Dank selten vor. „Trotzdem darfst du im Kasten keine Angst vor dem Ball haben. Du musst die Birne hinhalten, auch wenn es weh tut“, lacht das Handball-Urgestein, dessen Frau Astrid beim HSV 2. Vorsitzende ist.
„Vallendar hat im Rückraum und am Kreis starke Werfer. Auf diese Jungs müssen wir aufpassen“, warnt Johannes Moritz und verrät, worauf es im scheinbar ungleichen Kampf „Wölfe“ gegen „Löwen“ ankommen wird: „Wer besser beißen kann, schnappt sich die Punkte.“ Die Aufgabe der Wölfe ist schwierig. Aber alles andere als unmöglich.