17.12.16, Saarbrücker Zeitung
Handball: Merzig-Hilbringen beendet Kooperation im Jugendbereich – Brotdorf überrasch
Diese Weihnachtspost dürfte vielen Nachwuchshandballern in der Region wenig Freude bereiten: Der HSV Merzig-Hilbringen wird die Jugend-Spielgemeinschaft mit dem TuS Brotdorf beenden. Nach der Saison gehen beide Vereine wieder komplett getrennte Wege.
Harmonische Adventszeit. Menschen rücken enger zusammen, fromme Wünsche erwärmen die Herzen. Die Weihnachtspost, die der HSV Merzig-Hilbringen jüngst an den TuS Brotdorf verschickte und danach auf seiner Internet-Seite veröffentlichte, ist eher trauriger Natur: „Wir werden die Jugend-Spielgemeinschaft zum Saisonende auflösen und unsere Jugendarbeit wieder in die eigenen Hände nehmen“, hieß es da. Unerfüllte Erwartungen und Abstimmungsprobleme mit dem Partner gibt Jens Peter Schlingmann als Gründe an. „Die Entscheidung fiel uns schwer. Wir haben es versucht, sehen aber keine gemeinsame Zukunft mehr“, sagt der HSV-Vorsitzende.
Die sportliche Situation habe sich nicht so entwickelt wie erhofft. Die SG habe zwar viele Jahrgänge doppelt besetzen und Erfolge in den unteren und mittleren Altersklassen feiern können, oft sei es aber nicht gelungen, ältere Spieler bis ins Aktiven-Alter zu halten. „Beide Vereine tun ihr Möglichstes, um die Talente an sich zu binden“, sagt Schlingmann und folgert: „Weil die Jugendlichen immer früher angesprochen und aktiviert werden, haben wir seit zwei Jahren keine männliche A-Jugend mehr. Die Aufteilung auf zwei eigenständige Vereine kann nur funktionieren, wenn Vertrauen besteht.“ Dieses Vertrauen in den Partner sei verloren gegangen, bedauert Schlingmann.
Für die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern ist die Nachricht ein Schock. Nach der vor drei Jahren auf TuS-Initiative erfolgten Trennung im aktiven Männerbereich stimmte die Chemie zwischen den Klubs aber schon länger nicht mehr. Zum Wohle des Nachwuchses hatte man sich damals geeinigt, die Jugend-SG aufrecht zu erhalten, doch hinter den Kulissen brodelte es. Trotzdem ist die Nachricht für Christoph Rehlinger ein Schock: „Es hat natürlich verschiedene Auffassungen und Diskussionen gegeben. Aber diese Entscheidung kam völlig unerwartet, und wir sind enttäuscht, dass sie ohne Rücksicht auf die gewachsenen Freundschaften zwischen den Kindern und Jugendlichen getroffen wurde“, sagt der TuS-Vorsitzende und bedauert die Vorgehensweise: „Der einseitige Beschluss ist uns erst vier Wochen später mitgeteilt worden. Das ist nicht kameradschaftlich. Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Die Entscheidung ist unglücklich und ein Rückschritt für alle.“
Quantitativ werde sein Verein sicherlich einen Rückschritt machen, gibt Schlingmann zu. Der HSV-Chef sieht seine Jugendabteilung aber weiterhin gut aufgestellt. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eigene Konzeptionen in einem neuen Jugendkonzept umzusetzen, das neben sportlichen Aspekten einer bestmöglichen Ausbildung auch Werte des gemeinsamen Vereinslebens enthält“, sagt Schlingmann. Und weiter: „Wir möchten zurück zu den Wurzeln des HSV, der früher für seine hervorragende Jugendarbeit bekannt war.“
Rehlinger bedauert das Ende der Kooperation, sieht viel Arbeit auf seinen Verein zukommen, aber auch neue Chancen. „Wir verfügen über gut geschulte Trainer und Betreuer und werden im Jugend- und Aktiven-Bereich einheimische Talente ausbilden und ihnen die Chance geben, Leistungs- oder Hobby-Handball zu spielen. Ein Großteil unserer Mittel wird in die Jugend fließen. Sie ist unsere Zukunft“, sagt der TuS-Boss, der auf diese traurige Weihnachtspost gerne verzichtet hätte.
Zum Thema: Auf einen Blick – Nach 19 gemeinsamen Jahren werden der TuS Brotdorf und der HSV Merzig-Hilbringen ab Mai getrennte Wege gehen. Die 1998 gegründete SG im Männerbereich beendete der TuS bereits vor drei Jahren, weil die Ziele nicht mehr deckungsgleich waren. Brotdorf wollte auf eigene Talente setzen, Merzig überregional Leistungshandball spielen. Zum Wohle des Nachwuchses führten die Klubs die SG im Jugendbereich mit 20 Mannschaften fort. Eine Zusammenarbeit im Frauenbereich war auch geplant, doch so weit kam es nie. ros