HSG Völklingen 2 – HSV Merzig/Hilbringen 2 21:24 (10:9) !

29.01.2020
„Auferstanden aus Ruinen/ Und der Zukunft zugewandt“

„Es geschehen noch Zeichen und Wunder“, so der trockene Kommentar des Unparteiischen Horst Rupp ob der Verwunderung des Kapitäns des zwooten Hiebs, dass tatsächlich ein Gespann die Begegnung gegen Völklingen pfeifen würde. Denn das hat ja für die zweite Garnitur der Wölfe, von den Ausflügen in den Pokal einmal abgesehen, mittlerweile leider Seltenheitswert. Umso besser, dass gerade gegen die HSG mit Horst und Herbert Rupp zwei erfahrene SR die Partie leiteten, denn beide Mannschaften waren auf der Platte nicht eben zimperlich zugegen und jeder erfahrene Handballer weiß, wie schnell sich so etwas aufschaukeln kann, wenn es nicht rechtzeitig unterbunden wird.
Doch bevor wir nun den Blick der Zukunft zuwenden, ist es Zeit für ein kleines Resümee, hat man doch lange nichts vom zwooten Hieb gehört. Letztmalig konnten die Jungs Anfang Dezember punkten, denkbar knapp gegen die HG SLS 2. Danach kam die große Flaute mit teils bitteren Niederlagen (31:19 in Perl, 24:33 zuhause gegen den USC). Woran aber lag es? Diese Frage umfassend zu beantworten würde den Rahmen eines Spielberichtes doch sprengen und Schuldzuweisungen sind immer subjektiv. Daher beschränken wir uns auf die positiven Seiten. Statt sich gegenseitig oder dem Trainer die Schuld zu geben, ist es der Mannschaft gelungen, sich auszusprechen, gemeinsam mit dem Trainer über Lösungsansätze zu reden und, nachdem sich im Training und auf dem Feld eine gewisse Lethargie breitgemacht hatte, den Funken neu zu entzünden. So motiviert, wie in der vergangenen Woche, waren die Übungseinheiten schon lange nicht mehr durchgeführt wurden. Zugleich ging der Trainer auf die Wünsche der Mannschaft ein: Für das Spiel gegen die HSG wurde vorgearbeitet, die schnelle Mitte immer und immer wieder durchexerziert und die RM auf eine aggressive 5:1 Deckung vorbereitet. Trotzdem war man sich Mannschaftsintern weitestgehend einig, dass es durchaus dauern könnte bis die neuen Konzepte auch greifen: Daher wollte man gegen den Tabellenzweiten natürlich alles geben, aber auch bei einer Niederlage weiter am Ball bleiben. Doch wie SR Rupp so schön gesagt hatte: Es geschehen ja noch Zeichen und Wunder.

Der Kader auf den Trainer Johannes Moritz zurückgreifen konnte, war enorm groß und variabel: Lediglich auf Bessey, Thräm und Neumann musste man verzichten (allerdings hätte nur einer davon noch auf den Bogen gepasst). Donate, der den Rest der Saison aussetzen wird, um sich vollständig auszukurieren, saß als moralische Unterstützung ebenfalls bei seiner Truppe, sogar ein paar Zuschauer hatten den Weg nach Völklingen auf sich genommen, trotz der fast zeitgleich stattfindenden Partien der FSG und der Wölfe. Der Gastgeber, der im Hinspiel noch auf den ein oder anderen Nachwuchsspieler zurückgreifen konnte, hatte das Nachsehen: Die Ersatzbank war eher spärlich gefüllt, denn die Erste spielte parallel, allerdings war mit Jürgen Meßner ein nicht zu unterschätzender Oldster im Kader, der dem zwooten Hieb immerhin noch sechs Hörnchen einschenkte.
Sechs wiederum ist ein gutes Stichwort – eine 6:0 Abwehr spielte der zwoote Hieb (oder wie manch älterer Handballer im Verein gerne spöttelt, das, was die Zwoote dafür hält), die HSG spielte die erwartete 5:1 und versuchte den Spielaufbau der kleinen Wölfe zu unterbinden. Nach den Negativ-Erlebnissen gegen den USC ließ Spielmacher Sebastian Johannes sich diesmal aber nicht davon beeindrucken und setzte um, was Trainer Moritz gefordert hatte und Handballästheten die Tränen in die Augen treiben mag (die haben in der Bezirksliga aber auch nichts verloren), aber effektiv ist: Spiel einen Spielzug solange bis der Gegner ihn kaputt macht – eine Taktik, die dann auch auf beiden Seiten genutzt wurde und im Endeffekt in die bereits angesprochene Abwehrschlacht mündete.

Es dauerte fast drei Minuten bis der Ball erstmals im Netz zappelte: Jonathan Welsch, unser Nachwuchstalent, konnte das 0:1 erzielen. Anschließend entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, in dem keine der Mannschaften sich entscheidend absetzen konnte: Der wiederentdeckte Wille des zwooten Hiebes kristallisierte sich aber an einzelnen Stellen bereits heraus: So konnte die Zeitstrafe gegen Timo Schnurr kompensiert werden, ohne dass die HSG einen Mehrwert davon gehabt hätte. Auch als die HSG einmal mit zwei in Führung geht und Bernardy ausnahmsweise am Siebener scheitert, gibt es keinen Frust und keine Auflösungserscheinungen, im Gegenteil: Die Mannschaft steht hinter ihrem Spieler, der kurz darauf selbst wieder verkürzt. Als die HSG erneut auf zwei davonzieht, legt Moritz die Grüne Karte. Er nutzt nun die Breite des Kaders um das Tempo hochzuhalten. Eine Entscheidung, die sich auszahlt: Es gelingt dem zwooten Hieb über Zimmer nach 26. Minuten kurzzeitig wieder die Führung zu übernehmen. Auch wenn die HSG kurz vor Halbzeitschluss nochmal drehen kann und mit einem Tor Führung in die HZ geht, wussten unsere Jungs: Da geht noch was. Vor allem, weil die Bank voll ist und man noch Reserven hatte.

In der Halbzeitansprache legte Moritz dann den Grundstein für den Sieg: Die 5:1 der Völklinger sollte unter Druck gesetzt werden, indem Johannes von der RM Position aus dem Kreisläufer entgegengesetzt einläuft und die Abwehr so mit zwei Kreisläufern unter Entscheidungszwang setzte und Abstimmungsprobleme provozierte. Oder wie Moritz auf seine unnachahmliche Art formulierte: „Der Einser bleibt auch bei zehn Metern stehen, wenn wir mit vier Mann an den Kreis gehen [dreckiges Altherrenlachen]“.

Dabei beginnt HZ 2 ärgerlich für den zwooten Hieb: Bernardy wird der Siebenmeter abgepfiffen, Völklingen erhöht wieder auf zwei. Erneut steht die Mannschaft aber hinter ihrem Linksaußen, der sowohl auf seiner Stammposition als auch auf dem Rückraum, wo er den Unterarmhammer auspackte, eine starke Partie zeigte, erneut lässt Bernardy den Kopf nicht hängen, sondern machte weiter.

Moritz’ taktische Konzepte zeigten nun Wirkung: Über zweimal Schnur gelang der Ausgleich, Quintes konnte den zwooten Hieb dann wieder in Führung bringen und Kempf erstmals auf zwei erhöhen: Die Bank tobte. Noch hatte die HSG sich aber nicht geschlagen gegeben. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen begann, bei dem die Völklinger immer dranblieben, das Spiel aber nicht mehr drehen konnten. Die Spannung auf beiden Seiten entlud sich dann in der Abwehr und mancher Spieler mag sich verwundert an das morgendliche Spiel der A-weiblich erinnert haben, das sich ein Großteil der H2 angeschaut hatte: Es wurde gekratzt, gepetzt, am Trikot gezogen, leider auch an den Hals gegangen und kräftig gestoßen. Insbesondere zu Kern und Kron, der uns mit sechs Toren das Leben schwermachte, entstanden liebevolle Freundschaften. Als es nach einem Foul an Kempf kurzzeitig auf eine verbale Ebene zu gehen drohte, äußerte sich SR Horst Rupp unmissverständlich: Auch hier fielen biblische Worte, allerdings keine, die zitiert werden sollten. Danach wurde es kurzzeitig ruhiger, es blieb aber, Wortwitz inkludiert, ruppig!

In der 55. Minute dann der Wendepunkt der Partie. Beim Stand von 19:19 hat Bernardy die Eier auch den dritten Siebenmeter zu werfen und verwandelt diesmal eiskalt. Als Schnur infolge auf 19:21 erhöht und Kron sich dann die zweite Zeitstrafe abholt, kann Bernardy wieder vom Siebener auf drei erhöhen. Die HSG nimmt in der 58 Minute die Auszeit. Zwar kassiert Zimmer, der Moritz’ Anweisung Meßner kurz zu nehmen, umsetzen wollte, unmittelbar nach Wiederanpfiff eine Zeitstrafe, aber jetzt lässt die zweite Garde sich nicht mehr aufhalten: Nachdem Meßmer nochmal verkürzen kann, erhöhen Scherhag und Zapp auf 20:24, das abschließende Tor Meßners fünfzehn Sekunden vor Schluss ist nur noch Ergebnisbeschönigung.

Es gelingt den kleinen Wölfen damit, durch eine geschlossene Mannschaftsleistung, in der jeder Spieler sich einbringen konnte, erstmals Punkte einzufahren. Ein besonderes Kompliment muss hier Torhüter Daniel Johannes ausgesprochen werden, der sechzig Minuten die Konzentration hochhalten konnte und eine starke Leistung zeigte, welche den Sieg erst möglich machte. Möglich ist wiederum unser abschließendes Stichwort: Nachdem das scheinbar Unmögliche gelang, ein Sieg gegen den Tabellenzweiten, ist nun das Mögliche gefordert. In den nächsten beiden Partien stellt sich die Zwoote den unmittelbaren Tabellennachbarn Köllertal und Fraulautern/Überherren. Um die Klasse unproblematisch zu halten und wieder Anschluss an das Mittelfeld zu finden, gilt es, diese beiden Partien zu gewinnen, um in den schwierigeren Partien den Rücken frei zu haben.

Es spielten:
Sebastian Johannes 4, Felix Scherhag 1, Timo Schnur 5, Jonathan Welsch 1, Sebastian Zapp 1, Jannik Mertes, Nico Heidweiler, Daniel Johannes, Alexander Bernardy 5 4/2, Oliver Kempf 2, Micha Zimmer 4, Christian Quintes 1, Christian Johannes.

Team 19/20