08.11.16, Saarbrücker Zeitung
Handball: HSV feiert Derbysieg über Völklingen – Christian Jung gewinnt gegen den Bruder
Trommeln donnern. Applaus tost. Die Tribüne bebt. Kurz vor dem Abpfiff schießen am Samstag im Thielspark die letzten Tropfen Adrenalin in die Blutbahnen. Vom Handball-Krimi gezeichnet hält es die 400 Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen. Der HSV Merzig-Hilbringen liegt im Derby der Oberliga mit zwei Toren vorn und greift gegen die HSG Völklingen an. Das Prestige-Duell ist entschieden, doch als HSV-Rückraumspieler Christian Jung 30 Sekunden vor Schluss durch die Gäste-Abwehr prescht und den Ball zum 28:25-Endstand im Netz versenkt, schlagen die Herzen der Heimzuschauer noch mal höher: zwei Punkte im Abstiegskampf, Wette im Familien-Duell gewonnen.
Völklingen liegt lange vorne
„Der Verlierer muss jetzt an Mamas Auto die Winterreifen montieren. Viel Spaß“, sagt der 22 Jahre alte Christian Jung und zwinkert dem 20 Jahre alten Bruder Thomas zu. Zunächst sah es aber so aus, als ob der ältere Jung das Rad-Kreuz schwingen müsste. Neben den Dauerverletzten Lars Pfiffer und Julius Rost fehlten im HSV-Kader auch Marius Merziger (Urlaub), Lukas Fischer (Polizeidienst) und Neuzugang Tim Moske mit Knie-Problemen. Als HSV-Trainer Marcus Simowski beim Stand von 4:7 (15.) die Grüne Karte zückte, hatte Thomas Jung für die favorisierten Hüttenstädter gerade sein drittes Tor geworfen. „Meine Spieler haben immer gekämpft, auch als sie hinten lagen“, so Simowski, der sein Team in der Auszeit neu einstellte. Danach lief es besser für den HSV, der nach dem Strafwurf-Tor von Laszlo Kincses erstmals ausglich (8:8, 20.). Mit einem Gewalt-Wurf traf Norbert Petö zum 13:12-Halbzeitstand. Nach der Pause wechselte die Führung ständig: 13:13, 14:16, 20:19. Im HSV-Rückraum brillierten Petö (5) und David Pfiffer (4). Kincses (10/5) machte auf Rechtsaußen und vom Siebenmeter-Punkt alle Bälle rein. Beste Gäste-Schützen waren Kreisläufer Pascal Simon und die Rückraumspieler Niklas Eberhard und Mathieu Geoffroy. Viele Gäste-Würfe werden aber „Opfer“ von HSV-Torwart Andrej Kessler. Bis zur 49. Minute (22:21) blieb die Partie eng. Als Petö danach mit Volldampf in die Abwehr stürmte, stürzten er und zwei Gegenspieler zu Boden. Die Schiedsrichter sahen ein Foul von Niklas Louis, der nach der dritten Zeitstrafe ausschied. Das nach Meinung beider Teams „kleinlich“ pfeifende Gespann erhöhte die Strafzeit auf vier Minuten, da HSG-Trainer Berthold Kreuser die Entscheidung kritisierte. Als später auch noch Thomas Jung nach der dritten Zeitstrafe „Rot“ sieht (51.), hat Völklingen nur noch vier Spieler auf dem Feld und ist erst nach dem Tor von HSV-Kreisläufer Marcel Rudolph zur 25:22-Führung (53.) wieder komplett. Zu spät. Geoffroy wirft die HSG noch einmal auf 26:25 (57.) heran, aber es ist das letzte Gäste-Tor. „Dumm gelaufen. Wir hatten uns mehr ausgerechnet und sind enttäuscht“, sagt Thomas Jung, der im Familien-Duell unbedingt Revanche nehmen will. „Du ziehst die Sommerreifen auf“, lautet die Kampfansage an den Bruder.
Die Tore für den HSV Merzig-Hilbringen: Laszlo Kincses 10/5, Norbert Petö 5, David Pfiffer 4, Marcel Rudolph 3, Sebastian Klein 3, Christian Jung 2, Rouven Louis 1.